DRK-Schwesternschaft Marburg e.V. zieht positive Bilanz eines herausfordernden Jahres 2020 

Die Corona-Pandemie hat uns im Jahr 2020 einiges abverlangt aber wir sind handlungsfähig geblieben...

Dutzende neue Mitarbeitende innerhalb kürzester Zeit, eine enorme Arbeitsbelastung und viel Flexibilität und Kreativität: Die Corona-Pandemie hat der DRK-Schwesternschaft Marburg e.V. im Jahr 2020 einiges abverlangt. Die Schwesternschaft ist die größte Pflegeorganisation im Landkreis Marburg-Biedenkopf, die meisten ihrer insgesamt mehr als 1000 hauptamtlichen Mitglieder, Mitarbeitenden und Freiwilligendienstleistenden sind in der Pflege tätig. Die Vorsitzende, Oberin Iris Richter-Plewka, drückte in ihrem Tätigkeitsbericht ihren Dank an die Mitglieder und Mitarbeitenden aus: „Wir haben bewiesen, dass wir auch in einer solchen Ausnahmesituation handlungsfähig sind, auf uns kann man zählen!“ Da in diesem Jahr coronabedingt keine Mitgliederversammlung stattfinden konnte, stellte Richter-Plewka den Mitgliedern die wichtigsten Aktivitäten und Geschehnisse des Vereins in schriftlicher Form vor.

Die Abteilung „Team PPP“ (PflegePersonal parat) hat demnach zu Beginn der Pandemie die Anzahl der Pflegekräfte binnen weniger Wochen nahezu verdoppelt. Das Team vermittelt als Dienstleistungsangebot qualifizierte Assistenz- und Pflegekräfte an Kliniken, Altenheime und Gesundheitseinrichtungen. „Neben zusätzlichen Pflegefach- und Pflegehilfskräften, die von den regionalen Kliniken kurzfristig angefordert wurden, wurden wir auch zunehmend um Unterstützung von Altenpflegeeinrichtungen gebeten, in denen es Corona-Ausbrüche gegeben hat – auch über die Region hinaus“, berichtete die Vorsitzende. „Wir sind für zahlreiche Träger, nicht zuletzt für die Stadt Marburg und das Gesundheitsamt ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es gilt, auch sehr kurzfristig die Betreuung Pflegebedürftiger sicherzustellen und Versorgungslücken in der Altenpflege zu verhindern.“ 

Außerdem waren Mitglieder der Schwesternschaft für einige Monate präventiv an den Eingangsbereichen an Kliniken tätig, um die coronabedingten Zugangsbeschränkungen und Hygienevorschriften für Besucher umzusetzen. Allein dafür wurden kurzfristig rund 70 neue Präventionskräfte rekrutiert und eingesetzt.

Pragmatische und kreative Lösungen für auftretende Probleme zu finden, sei in diesem besonderen Jahr in nahezu allen Tätigkeitsbereichen den Mitarbeitenden abverlangt worden. So verweist Iris Richter-Plewka unter anderem auf die Gartenkonzerte oder das kurzfristig errichtete „Besucherfenster“ und nun auch die zusätzliche Durchführung von Schnelltests in der Altenpflegeeinrichtung „Haus am alten Botanischen Garten“. So ist es Angehörigen auch in dieser Zeit möglich, die Bewohner zu besuchen. „Dadurch, dass die Pflegekräfte vielfach so geräuschlos und professionell ihren Dienst versehen, fliegen sie in der öffentlichen Wahrnehmung leider zu oft „unter dem Radar““, bedauert die Oberin. „Gerade die zurückliegenden Monate haben gezeigt, dass diesem systemrelevanten Berufsstand zu selten die Sichtbarkeit und positive mediale Aufmerksamkeit zuteilwird, die er verdient hat.“ 

Der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften war und ist allerorts enorm. „Gerade in diesem Jahr hätten wir eine Vielzahl neuer Gestellungspartner gewinnen können, wenn wir Pflegefachkräfte „produzieren“ könnten wie andere Unternehmen eine Ware“, so Richter-Plewka. „Doch genau das geht nicht und das ist auch gut so“ – denn Pflege sei keine normale Dienstleistung und folge dem Sorgeprinzip, nicht dem Marktprinzip. Einen hohen Stellenwert hat bei der DRK-Schwesternschaft die gute Ausbildung von Pflegekräften. Sie bildet an ihren eigenen Schulen in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Marburg in der Operationstechnischen und Anästhesietechnischen Assistenz sowie in der Krankenpflegehilfe aus. Seit diesem Jahr werden außerdem unter der Trägerschaft der Schwesternschaft an der Elisabeth von Thüringen Akademie Pflegefachfrauen und -männer generalistisch ausgebildet.

Die DRK-Schwesternschaft hat sich in diesem Jahr außerdem weiter als starker Partner im Sozialwesen etabliert, so Iris Richter-Plewka. Die Abteilung ZABL („Zentrale Anlaufstelle für Betreuungslösungen“) hat in Kooperation mit der Universitätsstadt Marburg eine zweite Kleinkinderbetreuung „ZABLchen“ in Marburg-Mitte eröffnet. Der Bereich der Teilhabeassistenz (Schulbegleitung für Kinder und Jugendliche mit körperlichen, geistigen oder seelischen Besonderheiten) wurde ebenfalls weiter ausgebaut – und das in einem Jahr, in dem die Schulen wochenlang geschlossen waren. Darüber hinaus wird sie ab Januar 2021 mit dem Angebot niedrigschwelliger Alltagshilfen für Senioren in der Gemeinde Weimar aktiv werden. Der bisherige Anbieter, die Bürgerhilfe Weimar, zieht sich zum Jahresende von dieser Aufgabe zurück. Die Leitung des Angebots „Wir im Quartier!“ bleibt bei der bisherigen Koordinatorin und langjährigen Rotkreuz-Schwester Susanne Veit.

Auch im Bereich der Freiwilligendienste konnte die DRK-Schwesternschaft 2020 einen Zuwachs verzeichnen: Aktuell leisten rund 250 Frauen und Männer im FSJ und BFD einen Freiwilligendienst unter ihrer Trägerschaft. „Die Sorge, dass viele Freiwillige ihren Freiwilligendienst im Rahmen der Corona-Pandemie abbrechen könnten, hat sich nicht bestätigt – im Gegenteil“, freut sich die Vorsitzende Iris Richter-Plewka. Ebenfalls positiv entwickelt hat sich der Bereich der ambulanten Pflege, der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem DRK-Kreisverband Marburg-Gießen e.V.: „Trotz Corona versorgen wir an beiden Standorten unseres Pflegedienstes „DRK Ambulante Pflege Mittelhessen“ zunehmend mehr Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf. Es ist davon auszugehen, dass wir in Kürze 200 Kunden von Stadtallendorf bis Heuchelheim pflegen und betreuen“, so die Oberin.