Meine Wünsche zum Osterfest

ein Statement für die Pflege!

Im vergangenen Jahr blickten wir sorgenvoll auf die bevorstehenden Auswirkungen der Pandemie und verlebten ein stilles Osterfest. In diesem Jahr ist es immer noch still: Wir können nicht im großen Familienkreis feiern, Osterfeuer und Gottesdienste fallen aus. Doch leise im Hinblick auf die Bedingungen in der Pflege zu sein, können wir uns nicht leisten – zum Wohle aller in unserer Gesellschaft!

So feiern wir nun schon zum zweiten Mal das Osterfest unter Corona-Bedingungen. Viele professionell Pflegende haben seit Ausbruch der Pandemie allen Widrigkeiten getrotzt und ihren Beruf auch unter den erschwerten Gegebenheiten mit Hingabe ausgefüllt. Doch immer mehr von ihnen vermissen den Rückhalt von Politik und Gesellschaft, haben Angst vor Ansteckung, sind ausgebrannt und denken über einen Berufswechsel nach – oder haben ihn schon vollzogen. Rund 9000 Beschäftigte haben zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 ihren Pflegeberuf aufgegeben.
 
Auch wenn aus den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit nicht hervorgeht, wie viele von diesen Pflegenden sozusagen als „Kollateralschaden“ der Corona-Pandemie gezählt werden müssen, so ist doch klar, dass die aktuelle Situation Pflegende im Alltag hoch belastet, zusätzlich zu den ohnehin schwierigen Bedingungen in den Pflegeberufen. Seit Jahren sehen wir, dass der Bedarf an Pflegekräften steigen wird – allein schon demografisch bedingt: Rund eine halbe Million professionell Pflegender wird in den kommenden zwölf Jahren in Rente gehen, gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen immer weiter an. Das hat jedoch noch nicht bewirkt, dass wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um diesem Zustand entschlossen und wirksam gegenzusteuern.
 
Zum Osterfest 2020, als die Pandemie uns erst seit wenigen Wochen beschäftigte, habe ich gefordert, dass wir uns nach der Krise derjenigen annehmen müssen, die in der Krise sich anderer angenommen haben und pflegebedürftige und kranke Menschen versorgt haben. Nun zeigt sich, dass Corona uns länger beschäftigt, als wir es damals wohl alle gehofft haben. Ich befürchte nun, dass wir keine Zeit haben, auf ein „Danach“ zu warten. Die notwendigen Veränderungen müssen jetzt angegangen werden, um einen Kollaps des Systems zu verhindern. 

Neben den vielzitierten Arbeitsbedingungen, die sich für professionell Pflegende verbessern müssen, sind es auch die Aufgabenfelder für die Pflege, die es zu erweitern gilt, um damit die Attraktivität des Berufes grundsätzlich zu steigern. Es ist endlich an der Zeit, neue Rollen und erweiterte Aufgaben für die Pflege im Gesundheitssystem zu definieren und zu etablieren.
 
Die im neuen Pflegeberufegesetz verankerten Vorbehaltsaufgaben bieten durchaus Chancen in die richtige Richtung, durch mehr Autonomie für Pflegefachpersonen die Attraktivität des Berufsbildes zu stärken. Allerdings müssen dafür auch die Strukturen und Voraussetzungen in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten angepasst werden. Zudem bedarf es gerade in stationären Settings eines Qualifikationsmixes in der Pflege. So sind dann Pflegende mit verschiedenen Abschlüssen, die zum Pflegeberuf befähigen, am Pflegeprozess und der medizinisch-pflegerischen Versorgung beteiligt.  Auf diese Weise kann es uns gelingen, den Personalbedarf in der Pflege zukünftig zu decken, denn nicht alles ist Pflege bzw. nicht jede Aufgabe im pflegerischen Versorgungskontext muss auch von einer Pflegefachperson ausgeführt werden. Das wissen wir schon lange, doch von einer solchen strukturierten Aufteilung der Kompetenzen und damit der Aufgaben sind wir leider noch weit entfernt. Mit einem „Masterplan Pflege“ können wir in der Pflege wieder attraktive Berufs- und Karriereverläufe ermöglichen und so dem Beruf wieder die Attraktivität verleihen, die er verdient. 

Und wenn in der Osterzeit der Frühling Einzug hält, die Natur erblüht und mit neuer Kraft in einen neuen Wachstumszyklus startet, so können wir uns davon inspirieren lassen, ebenfalls mit neuer Energie die dringend notwendigen Veränderungen anzugehen. Ich werde mich jedenfalls dafür einsetzen.  
Wir alle haben in den vergangenen zwölf Monaten viel geschafft und vieles weggesteckt – für uns persönlich und zum Wohl der Gemeinschaft. Nutzen wir die anstehenden Feiertage, um auch uns selbst dafür ein bisschen zu feiern. Ich wünsche allen schöne, friedliche und feierliche Ostertage!