Internationaler Frauentag

Zum internationalen Frauentag am 8. März hat sich Oberin Iris Richter-Plewka Gedanken zu gleichberechtigter Care-Arbeit und Erwerbstätigkeit von Frauen gemacht...

Am 8. März begehen wir den internationalen Frauentag zum 111. Mal. Viel ist in Sachen Gleichstellung und Frauenrechte in den letzten Jahrzehnten schon erreicht worden. Wir als DRK-Schwesternschaft sind bereits seit unserer Gründung vor über 100 Jahren ein Verein, der die berufliche Entwicklung von Frauen in Pflege- und Sozialberufen fördert. Doch die Corona-Pandemie hat nun viele positive Entwicklungen abgebremst oder sogar zurückgedreht. 

So waren es überwiegend die Mütter, die im Job kürzergetreten sind und zusätzlich noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder übernommen haben. Gemäß einer aktuellen Untersuchung der Böckler-Stiftung arbeiten Frauen ohnehin, auch wenn sie gut ausgebildet sind, viermal so häufig wie Männer in Teilzeit. Man kann es bedauern, und es muss sich ändern, aber: Die Versorgung der Kinder, die unbezahlte „Care-Arbeit“, ist in der Realität vielfach noch „Frauensache“. Und auch die Pflegeberufe sind noch immer weiblich dominiert.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Entwicklung in den Pflegeberufen habe ich den Eindruck, wir befinden uns in einer Abwärtsspirale: Die zunehmende Belastung führt dazu, dass immer mehr Frauen ihre Stunden reduzieren und verstärkt in Teilzeit arbeiten und unser Beruf leidet an einem Imageproblem. Diese Abwärtsspirale muss dringend unterbrochen werden. Natürlich hat die Pflege mit vielen Baustellen zu kämpfen, welche das Image eines angesehenen Berufes nur wenig stärken. Aber ich höre immer wieder auch aus den eigenen Reihen, dass man den Pflegeberuf jungen Menschen nicht empfehlen könne. Das wiederum wird uns nicht helfen – im Gegenteil! 

Aus meiner Sicht brauchen wir dringend bessere Rahmenbedingungen in der Pflege, mehr junge Menschen, die diesen Beruf ergreifen möchten, und auch die Bereitschaft von Frauen, den Umfang ihrer beruflichen Tätigkeit zu erhöhen. Grundlegend dafür sind wiederum verlässliche und flexible Betreuungsangebote für Kinder – und auch Väter, die sich verantwortlich zeigen für Kinderbetreuung und Haushalt. Denn noch immer sind es hauptsächlich die Mütter, die die Familie managen und von der Kleidergröße der Kinder bis zum Termin fürs Schulfest alles im Kopf haben. Diese unbezahlte 24-Stunden-Care-Arbeit lässt sich kaum mit einem Vollzeit-Job vereinbaren. Deshalb muss es Entlastung geben und gute Bedingungen – im Job und zu Hause –, die es ermöglichen, dass die Frauen auch ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen.

Der Paradigmenwechsel ist in vollem Gange, abgeschlossen ist er nicht.