Es ist nicht nur eine Aufgabe, es ist vielmehr auch eine Haltung, Teil der Rotkreuzgemeinschaft zu sein.

Oberin Iris Richter-Plewka findet klar Worte zur derzeitigen Situation:

Es ist nicht nur eine Aufgabe, es ist vielmehr auch eine Haltung, Teil der Rotkreuzgemeinschaft zu sein.


Noch vor wenigen Wochen haben wir in unseren Reihen dazu aufgerufen, die DRK Quarantänezentren für die Rückkehrer aus Wuhan zu unterstützen. Zu dieser Zeit war das Coronavirus noch weit weg - jetzt ist es da, hier bei uns. 


Täglich steigt die Anzahl der Personen, die positiv auf den Sars-CoV-2 Virus getestet werden. Damit hat sich unser aller Fokus vollkommen geändert, die Welt scheint nicht mehr dieselbe zu sein. Dazu kommt, dass wir uns fortlaufend mit neuen Maßnahmen und Verordnungen zur Krisenbewältigung befassen müssen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Für uns Pflegende ist es die größte Herausforderung, der wir uns in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stellen mussten. Und genau das tun wir! 


Unser Alltag besteht nun darin, dass zunehmend mehr an COVID 19 erkrankte Menschen behandelt werden müssen. Zusätzliche Intensivkapazitäten müssen in den Kliniken geschaffen werden, in der Altenpflege bereiten wir uns auf erschwerte Arbeitsbedingungen durch Isolierungen von Heimbewohnern vor. Wir tun alles dafür, unsere alten und auch kranken Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen. Gleichzeitig sehen wir, dass immer wieder Kolleginnen und Kollegen aufgrund von Quarantänemaßnahmen nicht zur Arbeit kommen können. Es besteht die Sorge, dass wir unseren Aufgaben und der damit einhergehenden Verantwortung nicht mehr gerecht werden können. Zudem befassen wir uns tagtäglich damit, auf einem quasi nicht mehr vorhandenen Markt, ausreichend Desinfektionsmittel und Schutzkleidung zu beziehen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir in diesen Tagen alles leicht von der Hand geht. Nein, die Herausforderungen sind enorm.


Aber gleichzeitig ist es beeindruckend zu sehen, wie engagiert unsere Mitglieder, Mitarbeiter und Freiwilligen in dieser Krise daran arbeiten, im Sinne unserer Rotkreuzidee Menschen in Not zu helfen. Die Bereitschaft aller, sich diesen Herausforderungen zu stellen, neue Aufgaben zu übernehmen, ein größeres Arbeitspensum zu bewältigen und nicht danach zu fragen, ob das, was gerade getan werden muss, zur eigentlichen Aufgabe gehört, ist beeindruckend. Gerade jetzt in dieser Situation zeigt sich, dass unser Rotkreuzgedanke trägt. Unsere Grundsätze sind tatsächlich spürbar in unserer täglichen Arbeit. Ich bin unheimlich stolz, Teil einer so großartigen Gemeinschaft zu sein!


Natürlich werden auch Ängste geäußert, vor dem was in unserem pflegerischen Alltag auf uns zukommen wird. Davon kann sich keiner freimachen, bei immer neuen Meldungen zur weiteren Ausbreitung des Coronavirus und den Bildern aus italienischen und spanischen Krankenhäusern. Wir dürfen nicht vergessen, dass Pflegende auch Familien haben. Es ist ihr gutes Recht, sich um die eigene Familie, um die Kinder und Eltern zu sorgen! Dies ist ein Spannungsfeld, mit dem Pflegende in dieser Ausnahmesituation zusätzlich umgehen müssen. 


Umso bemerkenswerter, dass sich immer mehr Mitglieder, Pflegekräfte, Helferinnen und Helfer bei uns melden, um bei dieser gesellschaftlichen Aufgabe, ganz konkret in der pflegerischen Versorgung von Menschen, mitwirken zu wollen.


Unsere Mitglieder und Mitarbeiter, die Helferinnen und Helfer, können sich sicher sein, dass ich und das Team der Verwaltung unserer Schwesternschaft alles dafür tun werden, um ihre wertvolle Arbeit Vorort zu unterstützen! 


Aus diesem Grund haben wir uns, auch entgegen der ursprünglichen Planung, dazu entschieden, vor Ostern keine Ausgabe der Miteinander & Füreinander herauszubringen. Stattdessen bündeln wir nun alle unsere Ressourcen für die Aufgaben, die ganz konkret dazu dienen die Versorgungsstrukturen zu sichern. Ich möchte, dass unsere Arbeitsergebnisse dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden: bei unseren Mitgliedern und Mitarbeitern selbst und bei den alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen. 


In den nächsten Tagen und Woche werde ich mich immer wieder zur aktuellen Situation und unseren Aufgaben äußern. 


Ich wünsche allen Pflegenden weiterhin die Motivation und Entschlossenheit dieser Krise zu begegnen! Bitte bleiben Sie gesund. 


Ihre Oberin Iris Richter-Plewka