Ein stilles Osterfest, doch wir feiern das Leben und später auch uns!

Was wird das für ein Osterfest? Diese Frage haben wir in diesen Tagen häufig gehört und uns auch sicherlich schon selbst gestellt.

Was wird das für ein Osterfest? Diese Frage haben wir in diesen Tagen häufig gehört und uns auch sicherlich schon selbst gestellt. Wenngleich wir uns schon an den Ausnahmezustand der letzten Wochen gewöhnt haben, so prägt die aktuelle Ungewissheit und Anspannung jetzt unsere Osterstimmung. Ostern - das neben Weihnachten wohl schönste christliche Fest, wird in diesem Jahr seltsam still begangen werden, ohne größere Familientreffen, Osterfeuer und Gottesdiensten. 


Das Osterfest hat zum Beginn der wärmeren Jahreszeit auch immer etwas von Neubeginn, an Ostern feiern wir das Leben, ganz gleich ob wir Christen sind oder nicht. Aber in diesem Jahr? Feiern wir das Leben? Ich denke ja. Gerade jetzt feiern wir das Leben, wir schützen das Leben. Einerseits schützen wir uns und andere mit den Maßnahmen, die gerade zu einem stillen Osterfest beitragen werden. 


Andererseits sind Pflegende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, engagierte Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes gerade jetzt in ganz besonderem Maße damit befasst, Menschen und deren Leben zu schützen, deren Leben zu bewahren, Lebensumstände zu verbessern. Allein schon dies verleiht dem diesjährigen Osterfest für alle in der Krise Engagierten eine ganz besondere Stimmung. 


Gerade in den vergangenen Wochen zeigt sich einmal mehr, wie unabdingbar das Rote Kreuz für die Aufrechterhaltung von Versorgungsstrukturen und dem Schutz der Bevölkerung ist. Noch vor kurzem geführte politische und gesellschaftlichen Diskussionen zur Daseinsberechtigung und der besonderen rechtlichen Stellung der nationalen Hilfsorganisationen, geraten im Angesicht dieser Krise und der Erkenntnis, was für uns letztendlich zählt und damit tatsächlich systemrelevant ist, in den Hintergrund. Es bleibt zu hoffen, dass genau diese Erkenntnis auch nach der Krise im Bewusstsein bleibt.  


In besonderem Maße sollten von dieser Erkenntnis professionell Pflegende profitieren. Wenngleich es jetzt darum geht, all unsere Kraft und unser Können in die Versorgung pflegebedürftiger und kranker Menschen zu investieren, muss sich danach eine deutliche Verbesserung ihrer Situation   zeigen. 


Pflegende werden auch jetzt ihrem ethischen Anspruch gerecht werden und nicht danach fragen, ob sich ihr Engagement und ihr Einsatz für hilfe- und pflegebedürftige Menschen gerade jetzt überhaupt lohnt. Aber genau das darf keinesfalls in Vergessenheit geraten - wir müssen uns nach der Krise denjenigen annehmen, die in der Krise sich anderer angenommen haben! Dies ist sowohl ein gesellschaftlicher als auch ein politischer Auftrag!


War die angespannte Situation in den Pflegeberufen mittlerweile politisch durchaus ein relevantes Thema und gerade älteren Menschen ein verbesserungswürdiges Anliegen, so ist doch jetzt für jedermann leider in der gesamten Dramatik sichtbar, dass ohne Pflegende jedes Intensivbett nutzlos ist!          


So feiern wir mit diesem Osterfest nun das Leben in ganz besonderer Weise. Ich wünsche allen schöne, friedliche und feierliche Ostertage!