Die Pflege ist in den Medien unterrepräsentiert!

Wir haben anlässlich des Deutschen Pflegetages, der gerade stattfindet, unsere Pflegedienstleitung im Haus am alten Botanischen Garten, Carolin Walgarth, gefragt, wie sie das Image der Pflege in Medien und Gesellschaft einschätzt:


"Die Pflege ist in den Medien unterrepräsentiert. Auch seitens der Politik kommen viele große Sprechblasen, aber es passiert nicht genug. Ich hatte gehofft, dass die Corona-Pandemie diesbezüglich etwas bewirkt, aber sobald das Thema nicht mehr so sehr im Fokus steht, sind schnell alle Versprechungen wieder vergessen. Als die Leute im Frühjahr den Pflegekräften applaudiert haben, fühlte ich mich ein bisschen an das alte Rom erinnert: Brot und Spiele. Natürlich freut man sich über die Aufmerksamkeit, aber Klatschen kostet ja nichts, und es dürfte nur der erste Schritt sein – der Rest kommt aber leider nicht. Wenn jetzt Anästhesisten Alarm schlagen, dass es zwar die Pflegebetten gibt, aber die Pflegekräfte fehlen, und dass das auch an der fehlenden Wertschätzung liegt, dann finde ich das eine wichtige und dramatische Aussage. Man muss der Gesellschaft vermitteln, dass gute Pflege etwas kostet.
Bedauerlicherweise ist das Standing der Pflegeberufe in der Gesellschaft generell nicht besonders gut. Ich erinnere mich noch gut, wie meine erste Vermieterin meinen Beruf – Krankenschwester – kommentierte mit „Ach, die Schüsselschubser!“ An unserer Arbeitsstelle sieht das anders aus – hier sind wir hochgeschätzt, sowohl von den Bewohner*innen als auch von den Angehörigen. In der DRK-Schwesternschaft fühle ich mich gut aufgehoben, da wird viel für uns getan auch auf politischer Ebene – aber wer soll das letzten Endes alles bezahlen?
Vielfach wird nicht wahrgenommen, welche gute Pflege in Altenheimen passiert. Auch die Pflegekräfte im Krankenhaus wissen das oft nicht. Leider gibt es immer noch einen Keil zwischen der Kranken- und der Altenpflege. Dieser wird in der aktuellen Situation noch vergrößert. Das Pflegepersonal in den Kliniken hat zum Beispiel wenig Verständnis dafür, dass die Corona-Prämie nur an Altenpflegekräfte ausgezahlt wird. Dabei leistet jeder einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft; darauf sollte man den Fokus legen und gemeinsam für eine Verbesserung der Bedingungen kämpfen. Ich finde es spannend und wichtig, dass es jetzt die generalistische Pflegeausbildung gibt; bis das allerdings Auswirkungen auf die Wertschätzung aller Pflegeberufe hat, wird es sicherlich noch dauern."